DRAWING WAVES, Wenn Kinder mit Wasser spielen

In THE DRAWING CENTER, New York, NY, malt der in Berlin lebende südafrikanische Künstler Robin Rhode vom 17. Juli bis zum 30. August 2015 zusammen mit einer Gruppe Kinder ein großformatiges Mural und nennt das Ganze Paries Pictus – Draw The Waves (Drawing Waves). Die Aktion steht im Zusammenhang mit den vom Künstler 2014-15 in Johannesburg unter dem Titel Breaking Waves produzierten Street Art-Events.

Drawing Waves – Segelschiffe inmitten blauer Wellen

Wie bei allen Aktionen, die Robin Rhode macht, wird auch hier die Entstehung filmisch festgehalten. Dabei malen die Kinder mit Ölfarbkreiden, ähnlich denen, die sie schon beim Schreibenlernen in der Grundschule benutzt haben, nur dass die riesigen Stifte, die Rhode eigens hat anfertigen lassen, wie für die Kinder von Giganten gemacht scheinen.

Auf die Wand aufgebracht hat der Künstler die schwarzen Vinyl-Silhouetten niederländischer Segelschiffe aus dem 17. Jahrhundert, auf denen die europäischen Entdecker und Eroberer in seine südafrikanische Heimat kamen. Rings um die Schiffe erschaffen nun die Kinder mit ihren Kreiden den Ozean, als Wellenlinien in unterschiedlichen Blautönen.

Drawing Waves: Segelschiffe inmitten rollender Wellen

Drawing Waves: Segelschiffe inmitten rollender Wellen

Drawing Waves – keine maritime Idylle

Robin Rhode erzählt, dass er die Anregung für die Verwendung der Schiffssilhouetten von den Höhlenmalereien seiner Heimat Südafrika empfangen hat. Dort gebe es einfachste Umrisszeichnungen von europäischen Schiffen, wie diese von den einheimischen Buschmännern gesehen wurden. Aus der Entdeckungs- und Eroberungsgeschichte Südafrikas hat sich letztendlich das entwickelt, was Robin Rhode als 1971 geborener schwarzer Südafrikaner in seiner Kindheit noch schmerzlich erlebt hat: das System der Apartheid, der gesetzlichen Rassentrennung.

Wenn nun in The Drawing Center Kinder ihren Eindruck von Wellen zeichnen, die um die Segelschiffe der Eroberer wogen, würden damit auf eine spielerische Weise Kolonialismus und die daraus herrührenden sozialen Erfahrungen der Nachkommen von Kolonisatoren und Kolonisierten erzählt, so der Künstler.

Drawing Waves: Robin Rhode assistiert einem kleinen Künstler

Drawing Waves: Robin Rhode assistiert einem kleinen Künstler

Drawing Waves – Breaking Waves

Die Aktion in The Drawing Center steht auch räumlich in Bezug zu Rhodes Stop-Action-Fotoserie Breaking Waves, die in den Jahren 2014 bis 2015 entstanden ist. Dafür hat der aus Kapstadt gebürtige Künstler in Johannesburg, der Stadt seiner Jugend, die bröckelnde Außenwand eines Gebäudes selbst mit großformatigen blauen Wellen bemalt, die ein jugendlicher Surfer mit seinem silbernen Board scheinbar reitet.

In Breaking Waves lässt Robin Rhode die Meereswellen als blaue Halbkreise in unterschiedlicher Formation und in unterschiedlichen Blautönen über eine horizontale Ebene dahinrollen – und zitiert damit den bildhaft-symbolischen Ausdruck für „ruhige See“ in der westafrikanischen Formensprache. Dass die stilisierte Bewegung des Meeres und die lebendige Person des Surfers in starren Momentaufnahmen, insgesamt 16 an der Zahl, festgehalten werden, rührt ebenfalls von der Kindheitserfahrung des Künstlers an die starr machende, die Menschen immer wieder urplötzlich zur Regungslosigkeit verdammende Apartheid-Gesetzgebung her.

Johannesburg, wasserlose Stadt: Rhode holt die Wellen an die Wand

Johannesburg, wasserlose Stadt: Rhode holt die Wellen an die Wand

Drawing Waves – jung, frei, schöpferisch

Für Rhode ist es entscheidend, dass ein künstlerisches Projekt, dessen Werdegang sich im öffentlichen Raum vollzieht, immer Anregungen von den Passanten, von der Umgebung erhält. Wenn jemand draußen, ständiger Beobachtung ausgesetzt, arbeitet, würde dies den kreativen Prozess mitformen. Der Künstler schult in dieser Interaktion geradezu seine Intuition.

Von herausragender Bedeutung für den schöpferischen Prozess ist jedoch, dass die am Kunstprojekt Beteiligten junge Menschen sind. Vor allem Kinder zeichnen sich aus durch das Fehlen jeglicher Furcht. Sie kennen keine Bedenken und bürsten alle vorgefassten Konzepte weg. Diese Eigenschaften lassen eine kreative Freiheit entstehen, zu der wir Erwachsenen mit unseren Hemmungen und Vorbehalten gar nicht mehr in der Lage sind.

Der Zyklus Breaking Waves, 2014-15, stand Pate für die Aktion Paries Pictus - Draw The Waves, 2015.

Der Zyklus Breaking Waves, 2014-15, stand Pate für die Aktion Paries Pictus – Draw The Waves, 2015.

Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen,
der eiskalten Winde raues Gesicht.
Wir sind schon der Meere so viele gezogen
und dennoch sank unsere Fahne nicht.

TROUBLE UNDERSTANDING GERMAN? JUST VISIT DEEPL AND YOU’RE DONE!

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