LIEBEsgrüße aus LETTLAND

Anzeige | Lange bevor das Landleben instagrammable wurde, schuf Linda Raituma eine Cottagecore-Ästhetik, die einem Carl Larsson Gemälde zu entspringen schien. Liebevoll von Hand bestickte Kleider, Schürzen aus Spitze und zartem Leinen waren ihre Rebellion gegen eine sich viel zu schnell drehende Welt. Einer unbarmherzigen Welt, der die gestresste Business Developerin vor zehn Jahren den Rücken kehrte, um mit Paade Mode gegen den Fast Fashion-Strom zu schwimmen. Heute steht das lettische Kindermodelabel für nachhaltige Kleidung, die traditionelle Handwerkskunst in unsere moderne Zeit übersetzt.

Zum Launch ihrer neuen Sommerkollektion haben wir die Rigaer Designerin gefragt, wieviel Lettland in Paade Mode steckt, wie die Pandemie unser Konsumverhalten verändert und wonach ihre Kollektion „Miilu“ duftet.

Naturkind Linda Raituma beim Kränzeflechten fürs Shooting

Naturkind Linda Raituma beim Kränzeflechten fürs Shooting

MILAN Magazine: „Miilu“ heißt „Ich liebe dich“ auf Lettisch. Ist deine neue Sommerkollektion auch eine Liebeserklärung an deine Heimat Lettland? Inwiefern lässt du die lettische Kultur in deine Entwürfe mit einfließen?

Linda Raituma: Selbstverständlich drückt sich auch in meiner neuen Kollektion die Liebe zu meiner Heimat Lettland aus. Die lettische Volkskunst, Jahrhunderte alte Traditionen, die unberührte Natur mit ihren Wäldern wie aus den Märchen, die langen weißen Sandstrände an der Ostsee – all das inspiriert mich immer wieder aufs Neue. Lettland findet man sozusagen in allen unseren Entwürfen – in den Farben, Motiven, Stickereien, Materialien und sogar im Styling. Gleichzeitig ist es aber nicht nur die typisch lettische Traditions- und Naturverbundenheit, die mein Schaffen beeinflusst, sondern auch die vielen bedeutenden lettischen Künstler, wie etwa der Maler Mark Rothko, der Balletttänzer Mikhail Baryshnikov und nicht zu vergessen die Stars der klassischen Musik wie Mariss Jansons, Kristīne Opolais und Elīna Garanča.

Was trägt man zum lettischen Johannisfest? Ein Maxikleid aus Seidenchiffon von Paade Mode

Was trägt man zum lettischen Johannisfest? Ein Maxikleid aus Seidenchiffon von PAADE MODE

MM: Nachhaltigkeit ist in aller Munde, doch häufig wird in der Textilwirtschaft Greenwashing betrieben. Warum kann sich Paade Mode mit Stolz als ein Slow Fashion Label bezeichnen?

LR: Für mich hört Slow Fashion nicht bei der Auswahl umweltfreundlicher Materialien und einer netten Marketingkampagne auf. Es ist mir wichtig, dass wir mit allen Ressourcen und in allen Produktionsprozessen verantwortungsvoll umgehen: Bei Paade Mode arbeiten wir mit Stoffherstellern zusammen, die keine Mindestabnahme von Stoffkilometern verlangen. Wir geben auch lokalen Handwerkern Arbeit und nehmen handgefertigte Produkte in unsere Kollektionen auf. Gleichzeitig experimentieren wir mit neuen nachhaltigen Technologien, wie z.B. dem 3D-Strickverfahren. Das Zero-Waste- und das Zero-Stock-Prinzip sind für uns maßgeblich, d.h. wir minimieren Abfälle und vermeiden die Überproduktion.

Kein Greenwashing in Bullerbü, sondern ehrliche, nachhaltige Kleidung aus besticktem Leinen

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MM: Wie würdest du den Paade Mode Signature Style in ein paar Worten beschreiben?

LR: In wenigen Worten: Ein zeitgemäßer, entspannter Luxus. In etwas mehr Worten: Paade Mode ist die Kunst, Materialien und Farben so zu kombinieren, wie es Kinder tun würden: fern von jedem Zwang, ohne vorherrschenden Stereotypen oder klassischen Normen zu folgen. Eine unkonventionelle Mischung aus romantischer Folklore, klassischem Tailoring und moderner Casual Wear – edgy, aber immer relaxt. Der Kern unserer Marke besteht in der Entwicklung einer genuin kindlichen Persönlichkeit, die frei von Vorurteilen ist, offen für Experimente und die Möglichkeit hat, sie selbst zu sein.

Contemporary laid back luxury: nachhaltige Kleidung, die Kinder nach eigenen Vorlieben kombinieren können

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MM: Wenn die Kollektion „Miilu“ ein Parfum wäre, wonach würde sie duften?

LR: Nach der Luft im Wald, kurz nach dem ersten Frühlings-Regen. Wenn die Natur wieder aufwacht, dann scheint da ein ganz besonderes Licht durch die Äste. Ein warmer Jasminduft mischt sich in die prickelnde Frische

Kein Lockdown ohne Loungewear: Der maigrüne Tracksuit von Paade Mode ist aus Bio-Baumwolle

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MM: Die niederländische Trendforscherin Li Edelkoort ist der Meinung, dass die Menschen, bedingt durch die Pandemie, mehr über ihr Konsumverhalten nachdenken. Siehst du auch einen Wendepunkt hin zur Slow Fashion und weg von der identitätslosen Massenware?

LR: Ich würde gerne an eine solche Wende glauben, aber pragmatisch betrachtet, denke ich, dass dieses Verhalten wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein wird. Ja, in einigen Bereichen der Modeindustrie erleben die Unternehmen immer noch einen Nachfragerückgang – das ist sowohl bei Fast Fashion- als auch bei Nischenmarken zu beobachten. Wir hören laute Schließungsankündigungen, einige Marken verkleinern sich, schließen Verkaufsstellen, ändern die Lieferkette. Fast Fashion ist nicht mehr so verfügbar wie früher … (keep reading)

Nachhaltige Kleidung dank technischer Innovation: Das Poloshirt wird in einem Stück gestrickt

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Lettlands Naturkulisse auf einem Statement-Piece der "Miilu"-Kollektion

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Was die Zukunft angeht, so denke ich, dass sich das Konsumverhalten weiterhin stark aufspalten wird. Kleidung brauchen die Menschen immer. Doch während die einen nachhaltig erzeugte Waren kaufen, werden die anderen Fast Fashion konsumieren. In allen großen Volkswirtschaften werden die großen Unternehmen daran arbeiten, Fast Fashion am Leben zu erhalten. Es könnte lediglich andere Akzente in der Marketingkommunikation geben. Aber nach der Pandemie werden sich die Menschen wieder nach den gewohnten Emotionen sehnen, sich über ein neues Kleidungsstück freuen, über den Restaurantbesuch, das Treffen mit Freunden, Partys, Reisen. Sobald der globale Optimismus zurückkehrt, könnten all die guten Vorsätze für einen Slow-Fashion-Lifestyle durch die alten Gewohnheiten ersetzt werden – „Kaufe mehr, als du brauchst“ könnte sich dann wieder durchsetzen.

Wir müssen die Öffentlichkeit also weiterhin über Nachhaltigkeit, Slow Fashion und den „Weniger ist mehr“-Ansatz aufklären, damit Li Edelkoorts „hoffnungsvoller Optimismus“ in den Lebensstilen möglichst vieler Menschen weiterleben kann.

Lesestunde auf Lettisch: Für ihre nachhaltige Kleidung verarbeitet Linda Raituma gern heimische Textilien, wie Leinen

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Unser Fazit: Eigentlich sehnt sich jeder angesichts identitätsloser Massenware nach Mode, die dem textilen Handwerk wieder mit Respekt begegnet. Nach Kleidung, die mit Achtsamkeit entworfen wird und die qualitativ so hochwertig ist, dass sie weitervererbt werden kann. Paade Mode, das preisgekrönte Slow Fashion Label für Kinder, macht richtig Lust auf „weniger, aber besser“. Die nachhaltige Kleidung für Mädchen und Jungen von zwei bis 16 Jahren ist im Onlinestore der Brand aus Riga zu finden.

Frisch unterwegs: Designerin Linda Raituma mit ihrer Model-Crew auf dem Weg zum Shooting-Set für die "Miilu"-Kampagne

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